Yogastile
Welche Yogastile gibt es, und was versteht man überhaupt unter dem Begriff "Yogastile"? Gerade für neue Yogis und Yoginis kann die Vielfalt des Yoga manchmal ganz schön verwirrend sein. Hier ein erster Überblick!
Was ist mit "Yogastil" gemeint?
Schon in früheren Zeiten entstanden im Ursprungsland des Yoga, also in Indien, verschiedene Strömungen und Traditionen rund um die Lehre und die Praktiken des Yoga. So gibt es etwa den klassischen Yoga, dessen zentraler Quelltext das berühmte Yogasutra des Patanjali ist, aber auch tantrische Yogarichtungen.
Zudem unterscheidet man grundlegend zwischen verschiedenen Yogawegen, wie etwa:
- Jnana-Yoga (Yoga der Erkenntnis)
- Bhakti-Yoga (Yoga der Hingabe)
- Karma-Yoga (Yoga des Handelns) und
- Hatha-Yoga (Yoga der Kraft bzw. der Anstrengung).
Im Laufe der Zeit prägten darüber hinaus diverse Yogameister verschiedene Yogatraditionen, in denen diese Elemente unterschiedlich gewichtet sind und u.a. auch jeweils spezielle Meditationen, Mantra-Praktiken und andere Techniken gelehrt werden.
Mit Yogastilen sind meistens jedoch die erst im modernen Kontext entstandenen verschiedenen Formen der Asana-Praxis gemeint - im Grunde also Unterformen des Hatha-Yoga, zu dem die Asanas ja neben anderen körperlichen Praktiken zählen.
Diese in jüngerer Zeit entstandenen Asana-basierten Arten des Yoga, die mit dem Begriff "Yogastile" zusammengefasst werden, bestimmen gerade im Westen das Bild von Yoga sehr stark. Viele Menschen assoziieren Yoga weniger mit der altindischen Philosophie, auf der er basiert, und mit den oben genannten Yogawegen, sondern vor allem mit den heutigen Yogastilen, die sehr populär geworden sind.
Moderne Vielfalt: verschiedene Yogastile
Indische Yogameister wie Krishnamacharya, Desikachar und Iyengar, aber auch Swami Sivananda, Pattabhi Jois und andere entwickelten in neuerer Zeit bestimmte Arten der Übungspraxis, zu denen etwa spezielle Übungsabfolgen oder Sets von Asanas und andere Besonderheiten gehören.
Viele Yogalehrer und Yogalehrerinnen über Indien hinaus kreierten daraus in den vergangenen Jahrzehnten wiederum eigene Stile. Inzwischen ist daraus ein äußerst vielfältiges Spektrum entstanden, das zuweilen aber auch wie ein undurchdringlicher "Dschungel" empfunden werden kann - gerade für Neueinsteiger*innen stellt sich nun die Frage, welcher Yogastil für sie passend sein könnte und worin sich die jeweiligen Stile von den anderen abheben.
Dies gilt umso mehr, seitdem viele Kursangebote auch online verfügbar sind - während man sich früher aus pragmatischen Gründen oft ganz einfach für das nächstgelegene Studio und somit für den dort angebotenen Yogastil entschied, steht uns mittlerweile via Bildschirm die ganze Bandbreite an Stilen zur Auswahl, so dass die Qual der Wahl nicht ausbleibt.
Da die Zahl der Yogastile so groß ist, bräuchte man schon fast eine kleine Enzyklopädie, um sie alle im Einzelnen näher darzustellen. Zu viel für einen kurzen Überblick! Hier soll daher als erste Orientierung zunächst erklärt werden, nach welchen Merkmalen sich die diversen Yogastile grob kategorisieren lassen und was dich in der großen Fülle der Stile des modernen Yoga erwartet.
Yogastile von fließend bis statisch, von meditativ bis kraftvoll und dynamisch
Ein Kriterium, nach dem man Yogastile kategorisieren kann, ist die Unterteilung in "fließende" oder statische Yogastile: Man unterscheidet zwischen Vinyasa Yoga mit Yoga Flows, bei denen die Asanas in einer Verknüpfung ineinander übergehen, und einer Art der Praxis, bei der die Haltungen einzeln geübt werden. Ein bekanntes Beispiel für letztere Übungsweise ist Yin Yoga, der ruhige und regenerierende Stil, der seit einigen Jahren so viel Zuspruch erfährt. Hier werden die einzelnen Asanas lange gehalten (Eine weitere Besonderheit dabei ist, dass es sich um ein passives In-der-Haltung-Sein ohne Krafteinsatz handelt).
Beispiele für Vinyasa Yoga sind hingegen z.B. Ashtanga Yoga (im Gegensatz zu Yin Yoga ein sehr kraftvoller Stil) und TriYoga. Iyengar Yoga wiederum kann sowohl statisch als aber auch dynamischer praktiziert werden, wobei dieser Stil auch für den häufigen Einsatz von Yoga Props (Hilfsmitteln) bekannt ist, der sich gut mit einer statischen Praxis vereinbaren lässt.
Wer schon Erfahrung gesammelt, weiß: Auch statische Yogastile können durchaus anstrengend und kraftaufbauend sein, während fließende Stile auch ruhig und sanft sein können.
Fest steht: Von entspannenden Yogastilen wie Restorative Yoga bis hin zu fordernden Stilen wie Power Yoga ist die Auswahl immens - es ist für alle Bedürfnisse und Präferenzen etwas dabei!
Yogastile können neben Asanas weitere Praktiken umfassen
Auch der moderne, körperbetonte Yoga beinhaltet nicht immer ausschließlich die Praxis von Asanas. Bei manchen bekannten Yogastilen gehören weitere Elemente des Yoga fest mit dazu. So sind im Jivamukti Yoga, dem von Sharon Gannon und David Life gegründeten Yogastil, u.a. Meditation und Schriftstudium ein wichtiger Bestandteil - und insbesondere das yogische Prinzip der Gewaltlosigkeit (Ahimsa) spielt in dieser Stilrichtung eine große Rolle.
Im oben bereits kurz erwähnten TriYoga nach Kali Ray beispielsweise sind Mudras ein charakteristisches Element, und in manche Yogastile - so etwa in den von Dinah Rodrigues entwickelten Hormon Yoga - ist Pranayama als regelmäßiger Bestandteil integriert. Im Sivananda Yoga und auch im Satyananda Yoga findet man ein besonders breites Spektrum an yogischen Praktiken - hier kann man über den jeweiligen Asana-Stil hinaus von ganzen Yogarichtungen sprechen, da hier Meditation und weitere spirituelle Aspekte zentral sind.
Von heiß bis crossover: Weitere Besonderheiten verschiedener Yogastile
Unter den zahlreichen verschiedenen Stilen gibt es auch viele Yogastile mit ganz speziellen Eigenheiten, etwa Acro Yoga mit seinen akrobatischen Elementen (hier übt man mit Partner*in) oder Aerial Yoga, bei dem die Asanas in großen, an der Decke befestigten Stofftüchern ausgeführt werden. Ein wenig kurios wird es bei dem von Bikram Choudhury gegründeten Bikram Yoga: Dieser Stil wird in verspiegelten Räumen bei mindestens 38 Grad Raumtemperatur und hoher Luftfeuchtigkeit praktiziert (dies dient u.a. der erhöhten Geschmeidigkeit des Körpers).
Elemente aus den Martials Arts enthalten die Yogic Arts nach Duncan Wong, und auch im Budokon Yoga von Cameron Shayne findet man, wie der Name schon sagt, Martial-Arts-Einflüsse. Überhaupt haben sich einige Stile entwickelt, die Yoga-Asanas oder andere Yogapraktiken mit Elementen und Techniken aus anderen Traditionen und Backgrounds kombinieren. Durch diese "Crossover"-Stile wird das Feld der unterschiedlichen Stilrichtungen noch mal um ein ganzes Genre erweitert.
Soweit unser kleiner Streifzug durch die Welt der verschiedenen Yogastile. Es gibt viel zu entdecken und zu erfahren, und dank der Möglichkeiten, sich durch Video-Material etc. einen ersten Eindruck von verschiedenen Yogastilen verschaffen zu können, kannst du ein Gespür dafür entwickeln, was dir besonders liegen könnte und wo es dich hinzieht. Hast du deinen Yogastil schon gefunden? Wir freuen uns, dir bei deiner Yogapraxis mit unserem Equipment zur Seite zu stehen.
FAQ
Worin unterscheiden sich verschiedene Yogastile voneinander?
Auch wenn man den Begriff "Yogastile" nur auf die modernen, Asana-basierten Stile bezieht, gibt es einige Unterscheidungsmerkmale innerhalb der großen Vielfalt. Von schnellen und dynamischen Flows über meditative Vinyasas bis hin zum einzelnen, eher "statischen" Üben der Asanas und zum betont langen Halten von Asanas (vgl. Yin Yoga) haben sich unterschiedliche Formen ausdifferenziert - z.T. auch Stile, die Komponenten enthalten, welche ursprünglich aus anderen Übungsrichtungen stammen (AcroYoga, Budokon-Yoga u.a.).
Worauf basieren die heutigen Yogastile?
Die heute populären Stile der Asana-Praxis gehen insbesondere auf den indischen Yogameister Krishnamacharya (1888 bis 1989) und seine Schüler Desikachar, Iyengar und Pattabhi Jois, aber auch auf Swami Sivananda u.a. zurück. Die eigentlichen Wurzeln liegen indes sehr viel weiter in der Vergangenheit. Asanas werden beispielsweise schon in der Gheranda-Samhita ausführlich beschrieben. Sogar Funde aus der Industalkultur der Bronzezeit lassen schon auf eine Asana-Praxis schließen.
Wie finde ich in der riesigen Vielfalt der Yogastile den für mich richtigen Stil?
Durch die zahlreichen Online-Angebote und die Möglichkeiten, über soziale Netzwerke oder Plattformen wie YouTube zumindest per Video erste Eindrücke zu gewinnen, kann man in verschiedene Stile hineinschnuppern und auf dieser Grundlage entscheiden, welche Kurse man besuchen möchte, um die jeweiligen Stile näher kennenzulernen. Letztlich hängt es meist sowohl von den eigenen Dispositionen als auch von der jeweiligen Yogalehrerin oder dem jeweiligen Yogalehrer ab, wo man sich am besten aufgehoben fühlt.